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Der Bau der Orgasmusorgel – Zwanzig Jahre auf Hifi-Abwegen

Posted in Angewandte Wissenschaft, Das Leben und der große Löffel, Gute Dinge, Röhrenverstärker, smile and look alive on 18. August 2023 by Herr Grau

Schläft ein Lied in allen Dingen
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

Joseph von Eichendorff

Vorspiel
Als ich fünfzehn Jahre alt war, spielte mir das breit grinsende Schicksal einen hochwertigen alten Telefunken Receiver aus dem Hausstand meiner Großmutter in die Hände. Im eher pflichtschuldigen Versuch, etwas sinnvolles Ganzes daraus zusammen zu wurschteln, kratzte ich meine spärlichen Pennäler-Groschen zusammen und kaufe nach einiger Recherche ein paar unverschämt günstige Dali Standboxen aus dem Ausverkauf eines insolventen Hifi Händlers aus Berlin. Nachdem noch ein alter CD Player angeklemmt ward, wurde schlagartig offensichtlich, dass mein Hirn mit diesen verbesserten Eingangssignalen große Dinge anfangen konnte. Ich erinnere mich an kaum etwas so von den Jahren unverklärt klar wie an die ersten Takte von Keziah Jones ‚Where’s Life‘ auf dem schicksalsschwangeren neuen Spielzeug. Die Welt im Hintergrund wurde leise und verschwand sodann völlig. Plötzlich war alles Musik. Es schlug laut vernehmlich Kugelblitze und Lichtbögen auf meiner Synapsenklaviatur, als ein Dopamin-Tsunami der Sumatra-Klasse unvorbereitet an sie anbrandete und mein ganzes Hirn einfach überspülte. Nur 4:51 Minuten später war ich hoffnungslos süchtig. Nicht nach Musik per se, Musik war schon immer unverzichtbar für mich gewesen – sondern nach einer Wiedergabe, die der Musik wirklich angemessen ist. Die sie ihr Potential entfalten lässt. Von einer Zusammenstellung demiarkaner elektromechanischer Bauteile, die aus nettem Geklimper ein einmaliges Erlebnis zaubern kann, das alle Sinne berauschen, einen aus der Welt reißen und auf eine Reise in den Mittelpunkt seiner selbst und an den Rand des Kosmos schicken kann, wie sonst nichts anderes auf dieser Welt. Heroin vielleicht mal ausgenommen.

Das Problem, wenn man 15 ist und eine Begeisterung für Hifi entwickelt, ist dem nicht unähnlich, wenn man 15 ist und anfängt, sich für Mädchen zu interessieren. Man hat eine Ahnung, dass da Großes zu haben wäre, aber es ist firm und sicher außerhalb der Reichweite der eigenen Möglichkeiten. Natürlich saugt man alles an Informationen dazu auf, was man nur kriegen kann, schlägt sich die Nächte um die Ohren und verzehrt sich nach dem, was da sein könnte. Und manchmal, hier wie dort, schält sich endlich aus dem tobenden Chaos ein Weg, der, genug jugendlichen Übermut vorausgesetzt, tatsächlich zum Ziel führen könnte.

Wenn man einen hohen Anspruch aber kein dazu passendes Kapital hat, so stellte sich raus, ist fast in jedem Gebiet besagter Weg: Selbst machen. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, welche Qualität man mit ein bisschen Recherche und Mühe selbst im Erstversuch erreichen kann. Man muss es einfach nur machen. Um es mit Mario Terrone aus einem leider viel zu obskuren Munchies Video zu sagen: Everything man can do, you can do.

So wurde denn meine Studenten-Wohnung über die nächsten Jahre zum wiederkehrenden Schauplatz verschiedener Lautsprecher- und Verstärker-Projekte. Ich baute ADW Duettas für mich und noch etliche Lautsprecher mehr für Freunde, einen EAR 834P Clone, SymAsym Endstufen und Williamson KT88 Endstufen, modifizierte an meinem CD Player herum, restaurierte einen Dual 724 und bastelte sogar aus CAT Kabeln Lautsprecher- und Cinch-Kabel – und war schließlich tatsächlich ziemlich glücklich mit dem Ergebnis. Meinem bescheidenen Budget war eine sehr respektable Klangdusche entstiegen, die weit besser tat, als ich mir das vorher hätte träumen können. Anders als die meisten Hifi Enthusiasten, die ich über die Jahre kennen gelernt habe, kann ich mich durchaus zurück lehnen und die Finger von den Sachen lassen – eigentlich geht es mir ja ums Musikhören, das Rumgebastel ist kein Selbstzweck, sondern ein Hammer, der den Nagel in die Wand will.

Dieser Artikel wäre jetzt aber ein bisschen antiklimaktisch, wenn das tatsächlich wirklich dauerhaft so geblieben wäre. Für meine Verhältnisse währte der Frieden fast eine Ewigkeit lang, einen ganzen Lebensabschnitt und noch ein bisschen mehr. Aber ach! Zehn Jahre später wohne ich in einer anderen Stadt, gehe einem halbwegs ehrbaren Handwerk nach, habe einen Bart und ein paar Töpfe Gold im Keller – und plötzlich meldet sich die altbekannte Stimme in meinem Kopf. Ich trete in aussichtslose diplomatische Gespräche mit meinem marodierenden Willen, Dinge zu verbessern. Nach einer kurzen, heftigen und für meine Haushaltskasse vollständig aussichtslosen Auseinandersetzung wird man sich also einig: Wir fassen jetzt noch ein einziges Mal alles an, bevor so lästige Dinge wie ein stringenter Lebensentwurf das gedankenlose Ausgeben größerer Mengen Geld erschweren könnten. Einen Kleinen noch, dann ist aber Schluss. Da stehen wir also zusammen vor etwa vier Jahren, werter Leser, und stürzen Kopf voran in die wilde und undurchsichtige Welt des Premium Hifi.

Außer im Parlament wird nirgendwo so viel geschönt, so viel geprahlt und gelogen, so viel Zinnober und himmelschreiender Mummenschanz getrieben wie im gehobenen Hifi Segment. Und nirgends findet man entsprechend so gewaltvoll entwaffnende, schillernde Aufklärer als notwendige Reaktion. Das Feld ist riesig und hart umkämpft, ist hier nicht nur irre viel Geld zu verdienen, sondern handelt es sich eben auch um den Schauplatz von echten, tiefgreifenden, bewegenden Emotionen – die des Musikhörens. Andere Hobbies kommen da ihrer Natur halber einfach nicht mit. Im Interesse der Verkäufer ist natürlich eine entschiedene globale Stimmung der Relativität. Es gibt nicht schlecht, sondern nur anders, aber hauptsächlich gibt es nur gut und besser. Jedem gottfürchtigen deutschen Christen treibt das natürlich die schwarze Galle hoch und die Prügellust in den Arm, da die Realität offensichtlich nicht nur hohe Höhen, sondern auch menschliche wie technische Tiefen kennt. Die Reaktion ist recht vorhersehbar: Man sucht nach Quellen objektiver Analyse. Man klammert sich daran in Anbetracht des Chaos. Die Crux daran, wie ich nach vielen Jahren schmerzlich und teuer lernen musste, ist: Den kalten Fakten fehlt die eine Sache, für die man eigentlich überhaupt da ist: Magie.

Wer längere Zeit Top Gear geschaut hat, konnte dem Autojournalismus-Veteranen James May dabei zusehen, wie über die Jahre Zahlen auf dem Papier mehr und mehr zu reinen Randnotizen degradiert wurden, untauglich, den Kern der Sache in irgendeiner bedeutungsvollen Art zu illustrieren. Von Test zu Test, von Film zu Film dringt er näher zum zusammengedampften Nucleus der Sache vor: Does it give me The Fizz? Also: Knistert es? Stellen sich meine Nackenhaare auf? Ist es aufregend, zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht? Nach zahllosen Nächten in den Tiefen von Hififoren und Publikationen, dutzenden Messen und Händlerbesuchen, einem steten Strom von zentnerschweren geliehenen und gekauften Strommöbeln, die sich eine Ameisenstraße die vier Geschosse bis in und aus meinem Wohnzimmer wieder zurück bahnten, musste ich mich von der Vorstellung verabschieden, dass man den Gott der Sinnesfreuden in Diagrammen finden kann. Soviel zu dem aufgeklärten Naturwissenschaftler in mir. Es schreibt für Sie ab jetzt der Hedonist, der den Dingen ihren Zauber zu lassen gewillt ist.

Natürlich verbietet sich hierdurch ein Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Meine Argumente sind die der minderwertigsten Dialektik, der aus dem subjektiven Gefühl argumentierenden. Aber es ist einfach die schlechteste außer allen anderen, und alles, was wir am Ende wirklich haben. Das heißt nicht, dass technische Überlegungen vollkommen nutzlos wären, sie sind hilfreich für die Vorauswahl. Aber am Ende muss man sich die schlichte Frage stellen: Ist es geil? Und dann so unabhängig von Preisschild und Erwartung wie möglich versuchen, ehrlich mit sich in dieser Frage zu sein. Das ist vermutlich die perfekte Stelle um vorzugreifen: Wo wir in wenigen Absätzen ankommen werden, ist es RICHTIG geil.

Der Verstärker
Ich stellte ziemlich früh fest, dass mich Transistorverstärker trotz all ihrer technischen Überlegenheit nicht begeistern. Ja, sie können im Bass Dinge leisten, die Röhren einfach nie hinbekommen werden. Dafür ist überall da, wo nicht nur Rhythmus, sondern der Rest der Musik passiert, nicht viel los. Es perlt nicht. Am Ende war ich einmal durch den gesamten Wald der technischen Möglichkeiten gestolpert und kam da an, wo der vorhersehbare Endpunkt schon lange gewinkt hatte: Die Leistungstriode.

Röhren sind in ihrer einfachsten Form zwei Platten im Vakuum, zwischen denen ein Gitter liegt. Zwischen den Platten erzeugt eine Spannung ein elektrisches Feld, in dem von einer Glühwendel erzeugte Elektronen fließen können. Legt man am Gitter eine Spannung an, steuert dies den Strom der geladenen Teilchen. Hiermit kann ein kleines Steuersignal am Gitter in laute Musik verwandelt werden. Diese einfachste Form der Röhre nennt sich Triode und genau diese einfachste Bauart ist die, der schon seit der Erfindung des Feuers die größte Menge von diesem flüchtigen je ne sais quoi zugeschrieben wird, nach dem es mich so dürstet. Die Nachteile sind so zahlreich wie offensichtlich: Leistungstrioden selbst sind sehr teuer, die Verstärker auch und dabei noch bockschwer, sie verbrennen dank Class A Betrieb ihre maximale Leistung dauerhaft in den begeisterten Raum hinein und liefern am Ende trotzdem ziemlich wenig Leistung. Leider stimmt das dumme Vorurteil aber. Sie klingen ärgerlicherweise unfassbar gut. Man seufzt resignierend und arrangiert sich mit seinem Schicksal, das wieder einmal wie ein quengelnder Fünfjähriger auf der teuersten, anstrengendsten und unpraktischen Lösung besteht.

Es gibt eine überschaubare Menge Hersteller dieser etwas obskuren Apparaturen. Die westlichen Manufakturen lassen sich das Geldäquivalent von Kleinwagen reichen, um einen mit dem kunstvoll verpackten Kabelsalat auszustatten. Leider reden wir hier über Arbeitsspannungen, die selbst mir mit meiner fröhlich ignoranten can-and-fucking-will-do-Einstellung zu gefährlich sind. Außerdem gebrach es merklich an der im Studium noch so reichlich vorhandenen Freizeit. Es würde also gekauft werden müssen. Man muss schon so blind wie verblendet sein, um nicht mitgeschnitten zu haben, dass es eine Handvoll sehr hochwertiger chinesischer Hersteller von Röhrenverstärkern gibt. Mingda Meixing, Cayin und Line Magnetic sind hier insbesondere zu nennen. Alle stellen ihre Gehäuse und Übertrager (die qualitätsbestimmendsten Bauteile eines solchen Verstärkers) selbst her. Die Wahl fiel auf Line Magnetic, die sich ganz besonders auf Leistungstrioden und alte Western Electric Technik spezialisiert haben. Die Bauqualität ist schlicht der Wahnsinn. Im Direktimport aus China spart man über 60 Prozent gegenüber den europäischen Händlern. Ich probierte mich teils kaufend, teils leihend durch das gesamte Angebot des Herstellers. Die Wahl fiel klar auf den Line Magnetic LM-219IA (technisch identisch mit dem LM-845 Premium). Die Höllenmaschine wiegt 55kg und verbrennt dauerhaft 400W. Dafür wird sie nicht nur die nächsten drei großen terranischen Kataklysmen ohne Kratzer überstehen und ist aufgrund ihrer hochwertigsten Handverdrahtung problemlos zu reparieren, sondern bietet mit ihrem klassischen WE-Arrangement von 310A, 300B und 845 Röhren in der Endstufe einen festen, definierten Bass, großartige Balance und unerreicht bezaubernde mittlere Höhen und Höhen. Die Vorstufe ist eine simple einzelne 12AX7, die ihren Job überraschend gut macht, wie wir noch sehen werden. Man kann sie aber samt dem Lautstärkeregler ganz einfach bypassen, so man möchte.

Lautsprecher
Und aus A folgt dann auch B. Wenn man eine Triode will, dann muss man sich mit der geringen Leistung arrangieren, indem man sich Lautsprecher mit einem extrem guten Wirkungsgrad sucht, heißt: Aus wenig Saft wird viel Bumms. Diese werden in vielen Fällen baulich große Abmessungen haben, weil die Physik sich allen Versuchen zum Trotz immer noch stetig weigert, sich bescheißen zu lassen. Aber immerhin gibt es einen Vorteil: Empfindliche Lautsprecher verhalten sich in meiner Erfahrung nicht unähnlich wie sehr leichte Autos: Bei einem identischen Leistungs-Gewichts-Verhältnis steppt der Bär bei einem Caterham, der ungefähr das Gewicht eines erwachsen gewordenen Bobbycars ins Feld bringt, drastisch beseelter, als beispielsweise bei einem Audi RS3 mit dem dreifachen Abtropfgewicht. Letzterer mag schneller von der Linie kommen, aber der aufmerksame Leser ahnt es schon: Geil ist es halt nicht. Nichts habe ich mehr probegehört als Lautsprecher, ist am Ende doch kein Bauteil der Kette so entscheidend für den Klang. Ich war bereits an einem Punkt angekommen, der mit säuerlich enttäuscht mehr als wohlwollend umschrieben ist. Ich hatte mich innerlich damit angefreundet gehabt, einen relevanten fünfstelligen Betrag in Schallwandler anzulegen – und trotzdem jagte eine Enttäuschung die nächste. Die schlimmsten Tiefschläge waren sicherlich Living Voice, die mir als außergewöhnlich emotionale Lautsprecher angepriesen worden waren, sich aber als extrem analytische und leblose Studiomonitore herausstellten, und die fast universell angepriesenen DeVore O/96, die zwar betörend schön sind, aber in mehreren Räumen an verschiedenen Verstärkern keinen brauchbaren Bass zu produzieren im Stande waren und mir darüber fast das Herz gebrochen hätten.

Es war einer dieser wohl unvermeidbaren komischen kosmischen Zufälle – das Universum grinst ja bekanntlich fast immer, wenn man nur hin guckt -, dass ich just am deprimierenden Apex meiner Enttäuschung den Lautsprechern aus dem Hause Klipsch über den Weg taumelte. Plötzlich war da nicht nur Hoffnung, sondern die fassbare Begeisterung eines frisch Verliebten. Ein ephemeres Knistern lag in der Luft. Ich wusste sofort, dass das etwas sein konnte. Einen kurzen und sehr netten wie produktiven Kontakt mit Hifi Schluderbacher später (die ich expressis verbis hierfür loben will) durfte ich mit meinem gebeutelten Kollegen endlich zwei Klipsch Cornwall IV die steilen Altbautreppen hoch fluchen. Es sind nicht nur die 45kg, die jede Box wiegt – es sind die handlichen Abmaße von 97 x 65 x 40, die ihnen in Verbindung mit ihrem eleganten Design den liebevollen Spitznamen ’singende Kleiderschränke‘ eingebracht haben. Man muss wohl das Positive daran sehen: Im Wald, da sind zwar die Räuber – aber meine Stereoanlage werden sie niemals stehlen.

Wer jetzt dachte, dass sich endlich mal ein Punkt gefunden hätte, wo die Lösung nicht am Ende einen bitteren Beigeschmack hätte, der irrt leider. Zwar sind die Lautsprecher bei weitem nicht so teuer wie beispielsweise die erwähnten DeVore – man bekommt für die trotzdem immer noch substanzielle Menge an hierfür abzutretenden Devisen eine überragend miese Bauqualität der Gehäuse. Wenn diese Boxen nicht so wahnsinnige Sexmaschinen wären, man müsste sie dem Hersteller mit Verve um die Ohren hauen. Ich habe noch nirgendwo so schlechte Furnierverarbeitung und Lackierung gesehen, die Rückseiten und Schallwände sind einfach schwarz strukturgelackte Holzpanele, die billigen PA Boxen gemahnen. Die Straße hoch und runter schämen sollten sie sich in Indianapolis. Aber – wo die Liebe hinfällt. Sie können etwas, das andere nicht können, und sie wissen es scheinbar. Ich beuge mich noch ein bisschen tiefer und lege Geld für neue Gehäuse in der Zukunft beiseite.

Vorverstärker
Das Internet (™, rechtlich geschützt) war sich einig: Der Line Magnetic LM-219IA profitiere schwer von einem guten Vorverstärker, so prophetete es mir mehrstimmig entgegen. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, einen selbst zu bauen, kapitulierte aber vor den multiplen Baustellen eines komplexen regulierten Netzteils, einer Fernsteuerung samt hochwertiger motorisierter Lautstärkeregelung und nicht zuletzt dem Bau eines wirklich schönen Gehäuses. Die Botschaft hör ich wohl, auch am Glauben fehlt’s nicht, aber an der Zeit haperte es geräuschvoll. Nach einer eher widerwilligen Recherche und der Feststellung, dass es hier kaum gute Informationen geben würde, und dass weiter noch die Möglichkeiten, die Kandidaten zu leihen, nicht bestanden, drückte ich, nach einem besonders heftigen 24h-Dienst mit dem zweiten Old Fashioned in der Badewanne sitzend, trotzig auf den Knopf. Ich halte extrem viel von Line Magnetic, also kaufte ich einfach auch ihren Vorverstärker LM-512CA samt einem Schwung der schwierig zu bekommenden obskur-klingonischen Röhren, die seine schlagenden Herzen sind. Die ganze Übung kostete mehr als der Vollverstärker. In aller Kürze: Das war die verzichtbarste Ergänzung der ganzen Anlage. Der Benefit ist sehr dezent. Kann man sich gut sparen.

Streaming Player und DAC:
Die Realität des Alltags hatte sich schon in den Jahren zuvor selbst klar gemacht: Zwar höre ich gerne Platten, genieße das aktive und ritualisierte Hören eines ganzen Albums – faktisch läuft aber 90 Prozent der Musik über einen Streaming Dienst. Ein ordentlicher Streaming Player ist daher Pflicht. Diese Geräte können selber Streaming Dienste wie Spotify, Deezer oder Apple Music laufen lassen und brauchen keine ständige Bluetooth Verbindung mehr – also keine Qualitätsschwankungen oder Signalabbrüche und keine leer gesaugten Handy Akkus mehr. Sie bekommen über andere Geräte im Netzwerk lediglich den Hinweis, was sie abspielen sollen, und sind direkt über die Streaming App ansteuerbar. Praktischeres wurde selten erfunden. Mir war wichtig, dass er vor allem vollkommen problemlos funktioniert, was mit Netzwerkgeräten, die einerseits mit dem WLAN und andererseits den Streamingprogrammen von Android und Apple Geräten interagieren müssen, gar nicht so selbstverständlich ist. Dass ich auch Lautstärkeregulierung über den Streamer will, schloss leider die sonst sehr gut anmutenden und bezahlbaren Yamaha Geräte aus. Die Wahl fiel auf einen inzwischen weithin bekannten Favoriten, den Bluesound Node 2i. Er ist kompakt, einigermaßen bezahlbar und leistet gute Dienste, ich bin zufrieden. Die neuere Version, der N130, machte am Anfang Mucken, hat sich aber inzwischen weitestgehend gefangen.

Ein Streaming Player spuckt einem bei Bedarf auch direkt ein verwertbares Audiosignal aus, aber wenn man die beschriebene Menge Aufwand treibt, dann versteht es sich, dass das Signal von einem seperaten DAC gewandelt wird. DAC steht für Digital-Analog-Converter, also ein Gerät, was aus den Einsen und Nullen der Computersprache ein hörbares Geräusch zaubert. Hierbei ist nicht nur die Wahl des Wandler-Chips und dessen hochwertige Beschaltung wichtig, sondern auch, dass die Verstärkung des mikroskopischen Signals dieses Chips in ein verwertbar lautes nicht von einem OP Amp erledigt wird, also integrierten kleinen Chipverstärkern, die man für fünf Pfennige aus dem Kaugummiautomten bekommt. Erektionsförderlich hat sich hier der Begriff ‚diskrete Verstärkerstufe‘ herausgestellt. Sind diese Bedingungen erfüllt, so gebe ich freimütig zu, dass sich in meinen Ohren verschiedene DACs nicht mehr viel geben. Ich empfehle dezidiert die Firma Gustard, die zwar recht nebelig in ihrer Provenienz ist, es besteht aber keinerlei Zweifel, dass sie ihr Handwerk extrem gut beherrschen und dem Endverbraucher ein wahnsinnig gutes Preis-Leistung-Verhältnis bieten. Außerdem liegt der Name schmackhaft nah an Mustard, das ist ja auch was wert. Dass ich mich am Ende gegen ihr Topmodell, den X26 Pro, und für den Doge Audio DAC 7 entschieden habe, fußte stumpf darauf, dass letzterer einer Röhrenverstärkung hat, was der Gustard mit Transistoren erledigt. Ich mag Röhren eben einfach. Inzwischen habe ich den X26 Pro auch. Höre ich einen Unterschied? Naja. Vielleicht ein bisschen, wenn ich es wirklich will.

Plattenspieler
Ich war die längste Zeit davon ausgegangen, dass ich wenigstens meinen Plattenspieler würde behalten können. Immerhin handelt es sich bei dem 724 mit um das beste, was Dual je gebaut hat, die Konstruktion ist aufwändig und hochwertig umgesetzt. Das Ding hat seinerzeit über tausend Mark gekostet, also etliche tausend Euro heutiger Kuranz. Ich dachte, dass es vergleichsweise Sülzwurst ist, woran der Tonabnehmer hängt, solange sich der Teller gleichmäßig dreht und der Tonarm gut gelagert ist. Der aufmerksame Beobachter hat aber vermutlich schon ein gewisses Muster erkannt, an welchen Stellen mit dem Humor des Universums zu rechnen ist. Ich sah mich unversehens in der Situation, verschiedene Plattenspieler mit dem gleichen Abnehmer gegeneinander zu hören, und musste zu meiner Entrüstung feststellen, dass es nicht nur Unterschiede gab, sondern deutliche Unterschiede, die ich wiederholbar blind identifizieren konnte. Ich fluchte vernehmlich, mehrtägig und über alle meinem Stimmumfang zugänglichen Oktaven. Dann bestellte ich einen Rega P10 in einer unwahrscheinlich just in dem Moment daher kommenden Rabattaktion, den großen Bruder des P8, der nach meinen Ohren im Test deutlich die Nase vorn gehabt hatte. Warum dieses eher krude konstruiert wirkende Gerät so gut klingt oder so teuer ist, habe ich nie wirklich heraus gefunden. Ich gab mich mit der Erleichterung zufrieden, dass er auch mit meinem langjährigen Tonabnehmer-Favoriten, dem Nagaoka MP500, wunderbar zusammen spielt.

Phono-Vorverstärker
Seit meiner ersten, anfangs nur mäßig geglückten Kopie der EAR 834P früh in meiner Selbstbau-Karriere habe ich nicht wenig Arbeit in Neubauten und Verbesserungen gesteckt. Ich halte die Schaltung auch heute noch für ausgezeichnet und glaube, dass wenn man sie mit Liebe und Sorgfalt umsetzt, man sich über eine außergewöhnlich flexibele, stabile und wohlklingende Lösung freuen darf. Der Chinese fertigt eine sehr gute Platine. Über die Auswahl der Bauteile und Modifikationen gibt es einen annähernd paradeisisch perfekten Thread im Lenco Heaven Forum. Die große Schwachstelle der chinesischen Platine, das Netzteil, konstruierte ich neu in der für mich so typischen charmanten Overkill-Art. Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach ziemlich hören lassen. Wer sich auf die Grundlagen des Lötens und die Kunst des Löcherbohrens im Zahlenraum von 3 bis 10 mm versteht sowie sich im Besitz zweier freier Nachmittage sieht, kann hier ein paar tausend Euro sparen. Guter Stundenlohn, zumindest für meinesgleichen.

Röhren, CD-Player, Stromfilter, Kabel und der ganze dreckige Rest
Was noch zu sagen ist, ist es in wenigen Worten: Über die Auswahl von Röhren werden ganze Internetforen bis zum Giebel gefüllt. Meine ganz persönliche Empfehlung sind Leistungstrioden von Psvane aus der ACME Serie (Alternative: Elite Serie von Linlai), von der 310A gibt es nur die WE Version von Psvane. Kleinsignaltrioden kaufe ich von TJ Fullmusic. Wer sich in die spannenden Fluten von NOS Röhren (New Old Stock) werfen will, sei herzlich eingeladen.

Da der CD Player bei vorhandenem externem DAC wirklich nur die Scheibe liest, ist es völlig egal, welchen man nimmt – nur einen digitalen Ausgang muss er haben. Also, falls man denn überhaupt noch CD haben will. Mein Dreher steht seit seinem Kauf jungfräulich unbenutzt in der Heide.

Ein Stromfilter lohnt sich bei den meisten Triodenverstärkern, da klassische Röhrenverstärkernetzteile oft nicht toll im Filtern von Hochfrequenz-Krach im Strom sind, wie ihn in modernen Haushalten jedes billige Netzteil in den Stromkreis kotzt. Ein gütig überdimensionierter EI-Kern-Trenntrafo (1kVA) und Stromfilter nach dem bewährten Aufbau von Jon Risch machen zuverlässig Ruhe im Puff. Was der kommerzielle Markt bietet, weiß ich leider nicht.

Kaum ein Thema lässt die Gemüter in Hifi Kreisen so heiß laufen wie die Diskussion um Kabel. Am Ende bin ich dann doch Arzt und der wissenschaftlichen Methode verschrieben: Was nüchterne Theorie nahelegt, bestätigen alle ernsthaften Studien: Man kann Kabel nicht hören. Das gilt noch mehr für Stromkabel und Sicherungen wie für Signalkabel. Die Lautsprecher kriegen was mit ordentlichem Querschnitt (4 mm2), die Signalkabel sind anständig, ich habe ein paar Meter gutes Sommer NF Kabel günstig gekriegt und mir zurecht konfektioniert. Stecker sind vergoldet, damit sie nicht korrodieren. Fertig ist das Gartenhaus.

Was ich unterschlagen habe, ist das Hifi Regal. Ich war nach aller Recherche mit den Angeboten des Marktes vollständig unzufrieden und habe schließlich in meiner Not eines aus Eiche selbst geschreinert. Am Ende würde ich empfehlen, sich bei Kleinanzeigen einen schönen antiken Massivholzschrank zu suchen und ein paar Bretter rein zu spaxen. Unzufriedenstellend, ich weiß. Sie teilen diese Meinung mit mir und den Nachbarn, die einen ganzen Nachmittag mein Schleifen und meine exuberant in die Welt gelassene Freude über die diversen Stolpersteine des Projekts teilen durften.

Die Menge ihrer Teile – Die Orgasmusorgel erwacht
Wer an diesem Punkt nicht zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der Artikel am Ende allen Versprechen von Magie und Metaphysik zum Trotz doch nur typographierte Masturbation zum Takt willkürlicher Techniktrümmer wäre, dem gelten meine Glückwünsche und mein herzlicher Dank. Ich will mich beeilen, endlich zu verraten, was die Summe dieser vielleicht erratisch wirkenden Bausteine ist. Wer den Klassiker Barbarella aus dem folgenträchtigen Jahr 1968 gesehen hat, wird sich vielleicht noch an die Lustmaschine erinnern, in die die illustre Protagonistin von Duran-Duran (dem Bösewicht, nicht der Band) gesperrt und gelustfoltert wird. Dieser Jahrhundertszene ist der Spitzname entlehnt, den ich dem eklektischen Gesamtkunstwerk schließlich gegeben habe. Warum, das erfahren Sie, sobald Sie sich ganz freiwillig in das davor stehende Sofa schnallen, fest in die Fänge der Traummaschine, die Lautstärke aufdrehen und dann die orgonischen Vibrationen Ihrer Lieblingsmusik über die Klaviatur herfallen lassen. Es ist endlich Zeit für Transzendenz.

Den Unterschied zwischen dieser Anlage und jeder anderen zu beschreiben, fällt mir überraschend leicht. Wo man bei den meisten Hifi Anlagen die mechanistische Natur erlebt, vielleicht Fehler und Unzulänglichkeiten feststellt, auf jeden Fall aber das Ding als solches klar als ein technisches Gerät erfasst, das mit Strom betrieben wird, der genau wie vom Erbauer vorgesehen, aber eben ohne Abweichung hiervon treu durch die Leitungen läuft, könnte das Erlebnis der Kombination Leistungstriode und Klipsch Cornwall nicht diametraler anders sein. Je länger man hört desto schwerer wird es zu glauben, dass der Maschine nicht ein lebendiger Animus innewohnt, so erkennbar organisch ist die Erfahrung. Der technische Vorgang wird von einem Erlebnis ersetzt, das auf den elektrisiert aufgestellten, erregten Nervenenden des gesamten Körpers spielt. Es ist, als sei die Maschine ein Wesen, dessen Lebenszweck es ist, mit dem sie hörenden Menschen eine perfekte Symbiose einzugehen. Eine Wand aus Klang umschlingt einen, durch alle Register voll und satt wie ein Bad in flüssigem Sonnenschein, wie eine allzu menschliche Umarmung. Ist die Wiedergabe analytisch? Wen zur Hölle interessiert sowas, wer stellt sollte schrumpfhirnigen Fragen? Macht die Augen zu und fallt in eines der größten Wunder dieser Welt – das verborgene Paradies, was im Hirn exklusiv vorgehalten wird für den hochgradig unwahrscheinlichen Moment, dass ihr es irgendwie an das Businessende einer Orgasmusorgel geschafft habt und jemand die richtigen Tasten drückt.

Keine andere Musikanlage hat bei mir jemals eine emotionale Antwort dieser Schlagkraft, diese insistive Transzendenz der kalten Technik ausgelöst – was der Grund ist, warum ich diesen Artikel fraglos, defintiv, zwingend schreiben musste, auch wenn er sich geradezu dagegen gesträubt hat und jahrelang allem Gutzureden zum Trotz nicht werden wollte. Im vollen Wissen natürlich, dass ich dem See der diffusen Meinungen nur eine weitere hinzugefügt und damit wohl keinen Beitrag zur systematischen Ordnung des Chaos geleistet habe. Chaos, so stellt sich leider raus, ist eine Entität, die sich bei Fragen des Gefühls nicht ordnen lassen will. Aber wenn man nur gewillt ist, sich auf einen Tanz mit ihm einzulassen, kann es Sterne gebären, Lichtregen, Musik.

Netzteil für EAR 834P mit optionalem EZ81 Röhrengleichrichter

Posted in Angewandte Wissenschaft, Röhrenverstärker, smile and look alive on 4. Februar 2022 by Herr Grau

Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich wortreich und vielfarbig beschrieben habe, welcher Entscheidungsprozess mich dazu gebracht hat, eine chinesische EAR 834P Kopie als Phonoverstärker zu kaufen – am Markt hat sich seitdem jedoch nicht mehr viel getan. Es gibt diverse fertige Varianten dieses Verstärkers auf Aliexpress zu kaufen, die meisten davon sind ungefähr so schön in seinem Wohnzimmer zu haben wie ein brennendes Dixieklo – glaubts mir, ich habe es für Euch ausprobiert. Es gibt eine neue Kopie des Klimo D Phono Vorverstärkers. Aber das ist es auch schon. Die EAR 834P ist, wenn sie gut gemacht ist, immer noch eine extrem gute Vorstufe, die es mit so einigen großen Namen aufnehmen kann. Wenn ich dem geneigten Leser heute einen neuen RIAA Amp empfehlen müsste, dann würde es wieder diese EAR copycat Version werden. Das heißt – außer natürlich man kann löten.

Dabei würde ich den Verstärkertyp gar nicht wechseln, sondern ihn von vorneherein selbst aufbauen. Es gibt schon seit vielen Jahren eine überraschend gute Platine für eine EAR 834P Kopie aus China. Wenn man sie mit den beiliegenden Teilen aufbaut, gewinnt man allerdings nicht viel mehr dabei, als den Verlust einiger Stunden wertvoller Freizeit. Wenn man die Chance jedoch nutzt und die Platine mit guten Teilen bestückt, ist man schon mal ein gerüttet Stück weiter. Es gibt glücklicherweise einen exzellenten und außergewöhnlich empfehlenswerten Thread im LencoHeaven Forum, der den Aufbau und die besten Teile detailliert und liebevoll beleuchtet. Die wirkliche Schwachstelle der Platine ist jedoch das (praktischerweise abtrennbare) Netzteil. Die hier verwendete Regulatorschaltung, die dafür gedacht ist, dass das Netzteil mit einem breiten Spektrum an Ausgangsspannungen von Trafos funktioniert, ist ehrlich gesagt schlicht garstig. Ein neues Netzteil musste her. Es gibt nicht nichts in der Welt, aber eine offensichtliche Lösung fand ich nicht auf Anhieb. Naja. Ich bin auch mein Mann, weiß meine Axt zu führen, und den Mutigen hilft Gott. Für mich stand also fest, dass ich ein neues Netzteil zusammen kneten würde. Warum dann nicht direkt mit der Option auf Röhrengleichrichtung? Nein, nötig ist das wirklich nicht, aber es macht ein warmes, muckeliges Gefühl in der Körpermitte. Und nur darum geht’s ja bei Hifi.

Ich habe hier nicht das Rad neu erfunden. Sowohl der Verstärker als auch die Heizung bekommen eine recht übliche lineare Stromversorgung, die das Problem der Filterung mit Materialeinsatz löst. Dafür ist die Lösung extrem gut, stabil und langlebig. Das wichtigste war mir, dass am Ende eine Platine dabei rauskam, die jeder frei herunterladen und sich produzieren lassen kann, egal wo er auf der Welt gerade wohnt. Eine Teileliste und ein übersichtlicher Schaltplan sollte das ganze so einfach wie möglich machen. Ich möchte verhindern, dass jemand an der gleichen Stelle die Stirn in Falten werfen muss wie ich es musste.

Die Schaltung ist mehrfach erprobt und funktioniert einwandfrei. Der einzige kleine Haken, auf den ich hinweisen muss, ist, dass die Stromversorgung des Verstärkers nicht reguliert ist, heißt: Die Eingangsspannung ist nicht variabel, wenn die Ausgangsspannung gleich bleiben soll. Wenn man also einen anderen Trafo benutzt, müssen die Filterwiderstände angepasst werden. Das selbe gilt, wenn sich die Last ändert, das heißt, wenn jeder Kanal ein eigenes Netzteil bekommen soll – oder falls das Netzteil für einen anderen Verstärker benutzt werden soll, was absolut möglich ist. Wie die Anpassungen funktionieren, erkläre ich weiter unten.

Hier findet sich der Schaltplan:

Hier sind die Dateien für die Platinen:
Einmal mit Verstärker- und Heizungsnetzteil auf einer Platine und einmal nur das Verstärkernetzteil. Hier ist ein Bild von der Besteckung der Platine mit den Teilen.

Hier ist die Teileliste:

Transformator:
Für Röhrengleichrichtung: Sec: 275V-0-275V 30mA, 6,3V 1,5A, 6,3V 1,5A (3A falls zwei Gleichrichter betrieben werden sollen)
Für Diodengleichrichtung: Sec: 275V 30mA, 6,3V 1,5 A

Für Röhrengleichrichtung: EZ81 Röhre (Meine Wahl: Tesla 6CA4)
Für Diodengleichrichtung: 4x Schottky Diodioden (Ideal: QSpeed Diode LXA03T600) + 4x 100nF/250V MKP Kondensator

1x 47uF 630V MKP Kondensator
3x 120uF 500V Elko Kondensator
1x 10H 1666R Choke (Hammond 154E)
2x 11 kOhm 5W MOX or Wirewound Widerstand (oder welcher Filterwert benötigt wird)
1x 47uF 100V MKP Kondensator
1x 18K 3W MOX oder Wirewound Widerstand
1x 68K 4,5W MOX oder Wirewound Widerstand
4x Schottky Dioden (z.B. SB560)
4x 100nF/250V MKP Kondensator
2x 220uF 25V Elko Kondensator
1x 10000uF 35V Elko Kondensator
1x LT1084CT#PBF Spannungsregler
1x 215R 1/2W Präzisions Metall Film Widerstand
1x 845R 1/2W Präzisions Metall Film Widerstand
1x 10uF 25V Tantal Kondensator
1x 4700uF 25V Elko Kondensator
3x 0,1uF 63V MKP Kondensator
1x 220R 3W Potentiometer

Hinweise zur Anpassung der Filterwiderstände:
Die Filterwiderstände bestimmen, wieviel Spannung am Ende des Netzteils heraus kommt. Je größer die Widerstände, desto geringer die Spannung. Ich habe bereits heraus gewurschtelt, dass die Widerstände mit einem Trafo mit einer Ausgangsspannung von 275 V jeweils 11 kOhm haben müssen, wenn man beide Kanäle aus einem Netzteil versorgt, und 22 kOhm, wenn jedes Netzteil nur einen Kanal speist. Wer die Widerstände anpassen muss, sollte das Programm PSU Designer II nutzen. Hier ist mein PSU Designer File, das man als Grundlage nehmen kann. Wichtig ist, dass die Last für den gesamten Verstärker mit 68k angesetzt wird oder mit 34k für einen Kanal. Wenn man die Eingangsspannung ändert, muss man lediglich die Werte der Filterwiderstände anpassen, sodass die Spannung über dem Last-Widerstand ähnlich bleibt wie in meiner Basisschaltung. Will man einen anderen Verstärker nutzen, ist das ganze nicht ganz so einfach. Das letzte Filterglied ist auf der Hauptplatine des Verstärkers und muss entfernt werden. Die Endspannung ist natürlich nicht 1:1 übertragbar. Und desweiteren muss man näherungsweise die Last kennen, die der Verstärker darstellt. Das alles im Detail zu erklären, führt hier jedoch deutlich zu weit.

Power Supply for EAR 834P with optional EZ81 tube rectification

Posted in Angewandte Wissenschaft, Röhrenverstärker, smile and look alive on 4. Februar 2022 by Herr Grau

It’s been a good long while since I explained rather wordily and colorfully, which decision process led me to buy a chinese copy oft he EAR 834P as my phono preamp – but since then, not much has changed in the marketplace. There are several ready built versions of this amp on aliexpress, but most oft hem are about as nice to have in your living room as a burning portable toilet. Trust me on this, I have tried them, so you don’t have to. There is a new clone of the Klimo D phono pre, but that’s about it. The EAR 834P, when done well, is still an excellent RIAA amplifier, which can take it up with some of the biggest names in the business. If I had to advise you on a new phono preamp today, I’d point you to that copycat EAR again – except, of course, if you can solder.

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Phono-Vorverstärker – Modding einer Douk EAR 834P Kopie

Posted in Angewandte Wissenschaft, Getestet, Musik & Melodey, Röhrenverstärker, smile and look alive on 20. September 2018 by Herr Grau

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Prägeambel:

Meine Artikel zur Röhrentechnik liegen inzwischen mehr als fünf Jahre zurück, und das meiste, das ich damals gelernt habe, ist entweder vergessen oder unter Bergen neuen Wissens begraben. Ich bin recht zufrieden mit meinem Hifi-System, weshalb ich darüber nicht mehr allzu häufig nachdenke. Das einzige schwache Glied in der Kette war immer mein Phono-Vorverstärker, das Gerät, das das Signal vom Tonabnehmer des Plattenspielers entzerrt und auf einen für normale Verstärker nutzbaren Pegel bringt; er war nur als Interimslösung gedacht gewesen, bis ich meine selbstgebaute Vorstufe neu aufgebaut hätte. Vor einigen Wochen begann mein alter Yaqin MS-23B zu zicken und gab kurz darauf den Geist vollständig auf. Ein guter Zeitpunkt für das überfällige Eingeständnis, dass vor dem Hintergrund meiner mich zunehmend einnehmenden Arbeit der Neubau auf absehbare Zeit wohl nicht mehr passieren würde. Es musste also zeitnah eine dauerhafte Lösung gefunden werden.

Die Welt, soviel darf ich dem erstaunten Leser verraten, ist groß. Insbesondere die Welt der High Fidelity. Im Dschungel geschönter Testberichte und Jubileien von Amateuren sehr ondulierender Expertise geben sich hohe Kosten für Markennamen und Voodoo bei fraglicher Leistung die Hand. Der Weg im Unterholz ist mitunter schwer zu erkennen. Was macht da eine verwirrende Meinung mehr, dachte ich mir, und begann zu schreiben.

Als ersten Schritt grenzte ich die Suche auf Röhrenverstärker ein und schloss OP-Amps, also integrierte Verstärkerchips, in der Schaltung kategorisch aus. Anders als bei den Vollverstärkern gibt es von den von mir geschätzten hochwertigen chinesischen Firmen – vor allem Mingda Meixing – leider wenig bestechende Lösungen. Die Möglichkeiten der traditionellen Hersteller aus Europa kosten Arme, Beine und Erstgeborene. In kürzester Zeit hatte ich das Feld von unüberschaubar auf gar nichts eingegrenzt. Sieg auf ganzer Linie: Operation gelungen, Patient tot.

Auftritt: Douk EAR 834P

Und wie ich da so saß und nichts hatte als das Hemdchen, das ich am Leibe trug, da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel. Genauer: Mir fiel eine sehr interessante kleine Information in die Hände. Die Firma EAR des englischen Hifi-Elektronik-Oberfachzauberers Tim de Paravinci, der schon für alle Firmen von Rang und Namen Schaltungen designt hat, stellt eine Phono-Vorstufe mit dem Namen 834P her, die einen inzwischen recht legendären Ruf hat. Es gibt sie in der ein oder anderen Form ungefähr schon seit Anno Domini 1327, sie wurde zigmal nachgebaut, modifiziert und kritisiert. Der Konsens ist, dass sie gut, aber nicht perfekt ist – insbesondere nicht in der von EAR dargereichten Form und vor allem nicht für den aufgerufenen Preis. Als ich vor zehn Jahren das erste Mal ernsthaft suchte, lag sie bei knapp 800€, was schon zu Backenaufblasen führte. Inzwischen werden über 1500€ für das Gerät aufgerufen, was einfach absurd ist. Das Platinendesign und der Aufbau der Stromversorgung sind entschieden nicht highest end, der Philosophie des Gründers folgend, dass Bauteilqualität und Layout bei einer gut designten Schaltung eine untergeordnete Rolle spielen. Es gibt sehr gute Platinen von Douk Audio bei eBay zu kaufen für denjenigen, der einen einfachen Selbstbau eines extrem guten Verstärkers wünscht. Was Douk Audio aber noch tut, ist den Verstärker in seiner verkauften Form für EAR zu fertigen. Der Chinese ist nicht blöd – er verkauft ihn unter eigenem Namen auch. Für ein Viertel des Preises. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich laut lache.

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Der Gerät ist scheinbar fast baugleich mit der letzten Generation der EAR Vorstufe. Man findet sie nach kurzer Suche bei Ebay (Verkäufer: doukmall). Die Bestückung mit JJ Röhren und mittelmäßigen, aber durchaus tolerablen Bauteilen ist identisch. Mit 380€ für die reine MM-Version ist das ganze auch ausgesprochen angemessen bepreist. Wichtiger Hinweis: Die MC-Version NICHT kaufen, sondern das Geld sparen. Die Step-Up-Trafos beim Original von EAR gelten schon als nicht besonders gut – in der Douk Version sind es allerdings nur ganz billige Verstärkerschaltungen versteckt in zwei Trafogehäusen. Wer einen MC-Tonabnehmer hat, sollte dringend externe Step-Up-Trafos kaufen (z.B. Lundahl, Hashimoto, Sowter…). Oder man hält sich wie ich an sehr hochwertige MM- oder MI-Tonabnehmer und investiert das gesparte Geld in Immobilien oder Schnee aus dem Erzgebirge.

Für die knapp 400€ klingt der Verstärker ausgesprochen gut. Ich behaupte mal nach recht langer Recherche, dass das Preis-Krawumms-Verhältnis (der s.g. Paderborner-Quotient) seinesgleichen sucht. Aber das bessere ist ja bekanntlich der Feind des Guten. Also Deckel ab und fleißig den Lötstab geschwungen, denn die Schaltung bettelt quasi um Modifikationen.

Modifikation:

Es gibt einen Haufen Modifikationen im Netz zu finden, das bekannteste Guide hat Thorsten Loesch geschrieben (zu finden bei Romy The Cat). Man stellt allerdings als erstes fest, dass die Schaltung von dem überall zu findenden Schaltplan abweicht. Die Eingangsstufe hat einen FET als Cascode vor die erste Röhre geschaltet, um die Miller-Kapazität des Eingangs zu senken, was wiederum dem Frequenzgang zugute kommt. Das geht uns zum Glück nicht viel an, da es sich auf die Modifikationen nicht auswirkt.

Hier ist der ursprüngliche Schaltplan:

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Hier ist der Schaltplan, soweit ich ihn rekonstruieren konnte, mit den meisten Modifikationen (ohne RIAA):

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Und hier ist die Rückseite der Platine für Interessierte:

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Folgende Änderungen habe ich vorgenommen:

1. Die Koppelkondensatoren zwischen V1 und V2 (0,15uF / 400V) sowie zwischen V3 und Ausgang (1uF / 400V) sind wie immer neuralgische Punkte. Welche Kondensatoren die besten sind, ist eine Diskussion die so viel keinen Boden hat, dass man Neuseeland sehen kann, wenn man ganz gerade nach unten guckt. Jeder hochwertige Filmkondensator kommt in Frage. Ich habe mich an das Guide gehalten und Mundorf ZN verbaut.

2. Der Koppelkondensator und der Tiefpass zwischen V2 und V3 müssen weichen. Zwecks Stabilität kommt hier ein 100R Widerstand zum Einsatz, bei mir Kohlemasse von Allen & Bradley.

3. Alle Kondensatoren der B+ Versorgung (C8, C9, C10, C11 und C12) sollten durch hochwertige 100uF / 400V Elkos ersetzt werden (in meinem Fall Panasonic) und durch 1uF / 400V Folienkondensatoren gebypast werden (bei mir auch Panasonic, offensichtliche Alternative WIMA).

4. Die RIAA Entzerrung ist extrem wichtig. Ideale Werte sind C3 = 100pF, C4 = 300pF, R12 = 790k. Hier sollten die besten Bauteile mit den engsten Toleranzen eingesetzt werden. Ich habe Charcroft Silver Mica Kondensatoren und Shinkoh Tantal Widerstände eingesetzt. Etwas anderes als Silver Mica oder Polystyrol sollte man hier nicht nehmen (auf die Toleranz achten! 1% Maximum).

5. Der Kathoden-Kondensator von V2 sollte sehr hochwertig sein. Elna Silmic II 100uF / 16V ist wahrscheinlich die bestmögliche Lösung.

6. Die Heizungen werden zwischen den Pins 5 und 9 direkt mit kleinen WIMA 0,1uF / 63V überbrückt.

7. V3 wird gegen eine 12AT7 / ECC81 getauscht und alle Röhren werden aufgewertet. Welche Hersteller hier empfehlenswert sind, ist auch eine Diskussion für Leute mit viel Zeit und einer Liebe für endlose Geschichten. Ich denke, dass jede gute Röhre eine ordentliche Figur machen wird, sei es Telefunken, Siemens, GE, Philips, Ei, Mullard, Psvane… Ich habe Telefunken-Style Ei aus Vorkriegsfertigung in V1 und V2 und eine NOS Mullard CV4024 (12AT7) in V3 – das war gerade da und klingt gut.

8. Die Dioden D1 und D2 werden durch Vishay Ultra Fast Recovery Soft Switching ersetzt.

9. Wenn man enthusiastisch ist – man ist ja eh gerade dabei -, kann man die Eingangs- und Kathodenwiderstände gegen hochwertige Varianten (ich habe die albern teuren Amtrans verbaut) tauschen.

Update:
10. Ungefähr vier Monate nach dem Kauf hat sich das Volume Poti verabschiedet. Ein Kanal fiel gerne einfach mal aus. Da ich einen Vollverstärker mit Lautstärkeregler habe, brauche ich ihn nicht mehr. Er kann eliminiert werden, indem man weiß und pink einerseits sowie grau und blau andererseits kurz schließt. Schwarz ist Erde und wird nicht benötigt. Alternativ kann das No Name Poti durch ein 50k log Alps o.Ä. ersetzt werden.

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Wenn man das vorliegende Board nutzen will, ist das ungefähr die Länge und Breite der meines Erachtens sinnvollen Änderungen. Will man mehr, sollte man das leere Douk Board nutzen – es hat eine bessere Topographie und man hat vor allem die Möglichkeit, die Stromversorgung der Kanäle separat aufzubauen und eventuell ganz andere Netzteil-Lösungen zu realisieren, was sicherlich eine der größten Verbesserungen darstellen würde.

Fazit:

Schon ohne Modifikationen ist die Douk Kopie der EAR 834P meiner Meinung nach der Phono-Vorverstärker mit der besten Preis-Leistung im Bereich Röhrentechnik auf dem Markt. Mit ein paar guten Röhren klingt der Verstärker ab Werk bereits ausgesprochen gut. Modifikationen bieten sich aber geradezu an, diese sind an einem längeren Abend von jedem halbwegs versierten Elektroniker zu bewältigen und das Geld ist gut angelegt: Das Klangbild gewinnt deutlich an Emotionen, Offenheit, Lebendigkeit und Glanz. Was soll ich sagen: Die Stimme in meinem Kopf hat endlich aufgehört, auf eine bessere Phono-Vorstufe zu drängen – ein höheres Lob kann es wohl kaum geben.

Tubes

Review: Suppo Audio GV-1

Posted in Angewandte Wissenschaft, Getestet, Röhrenverstärker on 22. Juni 2010 by Herr Grau

Ich hatte hier bereits einmal auf einen in amerikanischen DIY-Foren viel besprochenen Geheimtipp im Röhrenverstärkersegment hingewiesen, den Suppo Audio GV-1. Jetzt habe ich ihn selber hier gehabt, um die Koppelkondensatoren für einen Freund auszutauschen. Im folgenden will ich daher ein kleines Review präsentieren.

Der kleine Verstärker ist ein 6P15 Push-Pull mit Autobias, der pro Kanal etwa 8W auf die Beine stellt. Der springende Punkt: Er kommt von Suppo Audio/China und ist inklusive Versand für 145€ zu haben. Die Verpackung ist absolut vorbildlich, der Versand flott und problemlos und der Kontakt mit Joe von Suppo sehr nett. Für dieses Geld kann man natürlich keine Boutique-Komponenten erwarten, die Röhren sind chinesisches No-Name-Surplus und auch Schlüsselkomponenten wie die Übertrager, die Koppelkondensatoren und das Lautstärkepotentiometer sind No-Name-Teile; der Verstärker selbst aber ist solide aus dickem Alu gebaut, die Platine scheint durchdacht, er kommt mit einem Ringkerntrafo und Anschlüssen für 4 und 8Ohm Lautsprecher und vor allem: Er klingt ziemlich gut. Ich habe schon, so wie er ist, wenig an dem Verstärkerklang auszusetzen und er reicht auch locker, um meine unempfindlichen Duettas weit über Zimmerlautstärke zu treiben. Recht hübsch ist er auch noch.

Der DIYer sieht natürlich in in einem solchen Verstärker vor allem das Potential, das einige wenig aufwendige Modifikationen bieten: Der Austausch des Potentiometers gegen eine Version von Alps zum Beispiel, was 20€ und einen Lötaufwand von fünf Minuten bedeutet. Ein Wechsel auf gute Röhren, wobei man beim GV-1 ein wenig Vorsicht walten lassen muss: Er ist zwar als EL84-Verstärker ausgewiesen, verträgt sich aber nicht mit allen EL84. Man muss sicherstellen, dass Pin1 der Röhre mit keinem anderen Pin verbunden ist. Erfüllen tut diese Voraussetzung z.B. die EL84 von JJ, die ich deshalb an dieser Stelle empfehle. Als Vorstufenröhren empfehlen sich 6CG7 (=6FQ7), entweder von Electro Harmonix oder, wenn man sie kriegen kann, NOS-Röhren von RCA. Eine auf Grund des geringen Kapitaleinsatzes dringend zu empfehlende Modifikation ist der Tausch der Koppelkondensatoren. Wie schon häufiger beschrieben, verwende ich die preisgünstigen Styroflex-Kondensatoren von Oppermann Elektronik. Sie kommen als 47nF/600V für 2,65€ á 10 Stück. Der Versand ist also wesentlich teurer, als die Kosten für die Neuausrüstung eines Amps, denn in diesem Fall brauchen wir nur 100nF, also zwei Stück, pro Koppelpunkt, insgesamt also acht Kondensatoren. Die Chassis- und Platinendemontage ist schnell gemacht, man kann die Modifikation ausführen, ohne die Platine auszulöten. Da die Platine doppelseitig ist und die Bohrungen sehr klein sind, habe ich mit einem Stück Durchstoßdraht gearbeitet, um sicheren Kontakt zu gewährleisten. Hier ein Bild von den Innereien mit den neuen Koppelkondensatoren:

Die neuen Koppelkondensatoren scheinen vor allem der Auflösung des Amps zugute zu kommen. Man kann die Instrumente klarer differenzieren und genauere Facetten der Musik hören.

Eine beliebte Modifikation, die aber mit etwas mehr Arbeitsaufwand verbunden ist, ist das s.g. „Triode Strapping“, also das Anbinden des oberen Gitters an die Anode, um damit aus der Pentode eine Art Triode zu machen. Hierbei verliert man allerdings Leistung, sodass man vermutlich  Dynamik gegen Klangqualität eintauscht. In diesem Threat im DIYaudio.com-Forum wird der Mod genau beschrieben.

Ebenfalls genannt wird der Austausch des Gleichrichters gegen diskrete Dioden und der Austausch der Netzteil-Kondensatoren gegen höherwertige Exemplare. Ich persönlich würde mir das Gefummel mit den Dioden nicht antun, ich glaube nicht, dass der Unterschied hörbar ist. Der Austausch der 150uF Filterelkos dagegen mag sinnvoll sein, aber bis jetzt gibt es noch keine Erfahrungswerte über deren Haltbarkeit.

Den Schaltplan gibt es übrigens hier.

Fazit:

Für so wenig Geld, dass man in Europa dafür nicht mal einen Amp selber bauen könnte, bekommt man einen Verstärker, der schon im Ausgangszustand hervorragend funktioniert und nebenbei noch eine gute Basis für Modifikationen bietet. Absolute Empfehlung.

Bau eines endgültigen Röhrenverstärkers – O/Netics Ausgangsübertrager

Posted in Röhrenverstärker on 16. Februar 2010 by Herr Grau

Wier ich hier bereits beschrieben habe, war die Wahl des Ausgangsübertragers keine einfache. Mir war klar, dass ich auf jeden Fall etwas Gutes kaufen und nicht auf den letzten Taler gucken wollte, da die Qualität dieses Bauteils wirklich etwas ausmacht. Die Auswahl ist nicht gerade gering, AE und Tribute aus Holland machen Highend-Produkte, Hashimoto, Tamura und Lundahl sind verfügbar und auch Sowter kann man bekommen. Dazu kommen noch eine Menge lokaler Namen, die man noch schwerer einschätzen kann.

Über das DIY-audio.com-Forum stieß ich auf die Beiträge von Bud Purvine, dessen kleine Firma O/Netics (Kontakt) in Washington lokalisiert ist. Alles, was er schrieb, klang sehr fundiert und elaboriert, seine Produkte bekamen umfänglich sehr gute Bewertungen. Was die Entscheidung am Ende tatsächlich gemacht hat, ist wohl, dass ich es sehr respektiere, wenn jemand anderen Leuten hilft, ohne ständig mit dem großen Finger auf sich selbst zu zeigen. Auch der Kontakt gestaltete sich mehr als angenehm – Bud empfahl mir nicht das Teuerste, sondern das Günstigste aus seinem Programm. Auch das ein dicker Punkt auf der positiven Seite.

Die Übertrager kommen in verschiedenen Qualitätsstufen, wobei sich der Grundpreis von einer Stufe zur nächsten etwa verdoppelt. Ich stelle mir das ganze ein bisschen wie die Komplikationen bei Uhrmachern vor, komplexere Zusammensetzung der Dielektrika und komplexere Wickelungen, sowie besseres Kernmaterial kosten Geld. Ich entschied mich aus den drei offerierten Stufen für die Mittlere, damit der kleine Das-Beste-Schreihals in meinem Kopf die Klappe hält. Mehr war geldmäßig einfach nicht drin, da zu den Kosten der Transformatoren auch noch hundert Dollar Versand kommen. Bud sagte 8 Wochen Produktionszeit voraus und war fast auf den Tag genau fertig – wenn man deutsche Handwerker gewohnt ist, eine erfrischende Neuerung.

Die Übertrager wurden nach meinen Spezifikationen für KT88 im Push-Pull-Betrieb mit Ultralinear-Anzapfungen gewickelt. Mit 100W wurden sie ausreichend überdimensioniert. Das Kernmaterial ist M3 Silikateisen, auf amorphe Kernmaterialen wird absichtlich verzichtet – warum, erklärt Bud sehr umfänglich in mehreren Posts hier. Auch andere Firmen wie z.B. Hashimoto verzichten aus diesen Gründen auf die Verwendung von amorphem Kernmaterial. Der Spulenkörper ist allerdings wie bei vielen anderen Highendherstellern nicht aus Pappe, sondern aus Plastik. Dazu schrieb mir Bud:

I am using the chopped glass fiber filled Nylon bobbin as the basis for creating a dielectric circuit. There are two wraps of Mylar film, 0.005″ thick that are the final wrap. Within this enclosure, made of material with a dielectric constant of 3.5 are windings that are potted with a polyester resin also with a dielectric constant of 3.5. At the antenna barriers, from primary to secondary, you would find a Nomex / Mica  paper dielectric barrier with a dielectric constant of 2.2. Building in this fashion forces the motile electrons out of the primary and secondary winding bodies and causes them to accumulate at the antenna barrier instead. This in turn allows for a much more complete E Field information transform across those barriers. This is that odd „charging“ period you are about to experience. I do this to force the transformer to retain and transform more information than a typical audio transformer will allow.This combined with our core construction method that provides a large measure of passive demagnetization for after a B Max saturation point allows the core to track the back half of the wave form, rather than sit in saturated polarization until an opposite H force is applied. Transformers built in this fashion have no crossover distortion and are flat i phase and frequency response to beyond 40 kHz at any power level. I do mean flat, + / – 0 db from 20 to 40 kHz. They also have smooth impedance characteristics below 20Hz and will not oscillate, ever.

Zu deutsch:

Ich benutze mit gehackter Glasfaser gefüllte Nylon-Wickelkörper als Basis zur Herstellung eines dielektrischen Bauelements. Es gibt zwei Wicklungen aus Mylar-Film, 0,13mm dick, als Endwicklung. Innerhalb dieser Abtrennung aus einem Material der Dielektrizitätskonstante 3,5 sind die Windungen in Polyesterkunstharz eingebettet, das auch eine Dielektrizitätskonstante von 3,5 hat. An den Antennenbarrieren, zwischen primärer und sekundärer Wicklung, findet sich dielektrische Barriere aus Nomex/Glimmer-Papier der Dielektrizitätskonstante 2,2. Diese Art der Konstruktion zwingt die motilen Elektronen, die primären und sekundären Windungen zu verlassen und sich statt dessen an der Antennenbarriere zu akkumulieren. Dies wiederum sorgt für eine viel vollständigere Übertragung der E-Feld-Informationen über diese Barrieren. Dies macht sich als komisch klingende „Einspielzeit“ bemerkbar, die Du feststellen wirst. Ich tue dies, um den Übertrager dazu zu zwingen, mehr Informationen zu erhalten und zu transportieren, als dies in der Regel möglich wäre. Kombiniert mit unserer Kernkonstruktionsmethode, die eine große Menge passiver Demagnetisierung hinter dem Punkt der B max Sättigung erlaubt, wird erreicht, dass der Kern die hintere Hälfte der Wellenform verfolgt, anstatt gesättigt herumzusitzen, bis eine entgegengerichtete H-Kraft anliegt. Transformatoren, die auf diese Weise gebaut werden, besitzen keinerlei crossover-Verzerrung und besitzen eine flache i-Phasen- und Frequenzantwort bis über 40kHz auf jedem Leistungsniveau. Und damit meine ich flach, also +/- 0 dB von 20 bis 40kHz. Sie haben ebenfalls eine sehr sanfte Impedanzcharakteristik unterhalb von 20Hz und werden niemals oszilieren.

Als letztes einige Bilder der Übertrager, so wie sie aus der Schachtel kommen. Die Glocken sind dafür vorgesehen, nachlackiert zu werden. Besonders bemerkenswert finde ich die Stoffummantelung des Kerns, die ich .. traue ich mich, das zu sagen? – durchaus sexy finde.

Bau eines endgültigen Röhrenverstärkers – 4 – Gehäusebau

Posted in Angewandte Wissenschaft, Röhrenverstärker, smile and look alive on 9. Februar 2010 by Herr Grau

Wie auch immer das individuelle Gehäuse aussieht, die wenigsten Menschen werden in den Genuss kommen, für ihr Projekt bereits vergebohrte Chassis bekommen zu können. Daher gilt es, nachdem man sich ein Layout überlegt hat (worauf man dabei achten sollte, werde ich im nächsten Kapitel erklären), die entsprechenden Löcher für Fassungen und Buchsen zu schaffen. Dabei kann einem das Wissen um wenige grundsätzliche Dinge viel Leid ersparen.

Löcher sollte man generell auf einer Standbohrmaschine mit einem Schälbohrer machen. Normale Bohrer schaffen nie so saubere Löcher wie ein Schälbohrer, desweiteren braucht es häufig Löcher in seltsamen Größen, für die es nicht einmal Bohrer gäbe. Schälbohrer sind konisch und können damit jede beliebige Lochgröße schaffen. Gebohrt wird immer von der Seite, die am Ende zu sehen ist. Leider sind Blechschälbohrer mit ~40€ nicht unbedingt günstige Werkzeuge.

Eckige Aussparungen kann man am besten mit einem Dremel machen. Meine Löcher sind vergleichsweise hässlich, weil ich seit Jahren schon nicht mehr mit diesem Werkzeug gearbeitet habe. Ein paar Minuten Übung und sie wären wesentlich besser geworden. Ein Dremel findet sich fast in jedem Bekanntenkreis, die Schneidscheiben kosten nicht viel.

Eine Regel, die ich auch jedes Mal vernachlässige und immer den Preis bezahle, ist, dass man beim Arbeiten stets alle Flächen mit Malerkrepp abkleben sollte. Auf den Bildern sind wieder einige Kratzer zu sehen, die durch unvermeidliche Unvorsichtigkeiten entstanden sind. Diese werde ich mit Lackreiniger auspolieren müssen.

Anzeichnen kann man am besten mit einem sehr weichen Bleistift. (Ein Talkumstift, wie ihn Schmiede benutzen, wäre ideal, aber wer hat sowas schon im Haus…)

Als ewiges Opfer meiner Umstände musste ich mich mit dem abgeben, was gerade greifbar war, in diesem Fall in Form einer Wolfcraft-Bohrmaschinen-Einspannung (sollte man vermeiden, wenn es nur irgend geht). Dieses großartigen Geräts wegen sind die Löcher auch auf wenige Zentimeter genau zentriert:

Ein Dremel ist für die meisten Gehäusearbeiten unverzichtbar:

Die Kanten der Ausschnitte sieht man zum Glück am Ende nicht. Die Kaltgerätebuchsen werden zum besseren Halt sowieso eingeklebt:

Die eigentliche Montage geht recht flott. Schrauben sind aus Messing, da Schwarz und Gold zusammen einfach schick aussieht. Messing ist sehr empfindlich, die Löcher müssen also sehr sauber entgratet sein. Die Senkkopfschrauben für die Neutrik-Cinchterminals fehlen noch:

Wer Angst vor diesen Arbeiten hat, den kann ich schon verstehen. Allerdings sollte sich in jedem Bekanntenkreis jemand finden, der die handwerklichen Fähigkeiten dazu mitbringt und sich für eine Kiste Bier dazu bereit erklärt. Insgesamt ist sowas bei konzentrierter Arbeit (…wo wächst das eigentlich?) in einer Stunde zu schaffen.

Update:

Bleche sind eingetrudelt. Ein großes, um das Chassis zu verstärken und die Transformatoren voreinander zu schützen und drei kleinere als Schirmbleche, damit das Netzteil, also vor allem Versorgungstransformator und Drossel, nicht blöd in die Signalwege einstreuen. Der ganze Bumms wurde mittels Uhu Endfest 300, Stuhlwinkeln, Hammerit und viel gutem Willen zusammengedengelt. Unter dem Transformator ist eine vibrationsdämpfende Schicht Schaumstoff platziert.

Gute Bilder von den Trennblechen habe ich nur zusammen mit dem halbwegs fertigen Netzteil:

Die Schirmbleche müssen natürlich vernünftig geerdet sein (Schutzleiter, nicht Signalmasse!), damit das ganze Sinn macht. Ich habe das durch *hust* fachgerechten *hust* Aufbau versucht, sicherzustellen.

Interessanter Verstärker für daumenbefingerte Geizkragen

Posted in Röhrenverstärker, smile and look alive on 18. Januar 2010 by Herr Grau

Update: Hier gibt es ein Review von mir aus erster Hand inklusive Modifikationsempfehlungen

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht der größte Fan von China bin. Aber wie mein Vater manchmal (ok, nie) gesagt hat: Wenn es darum geht, einen Röhrenverstärker besitzen zu können, muss man auch mal aufhören, die Welt retten zu wollen.

Eine kleine chinesische Modellbaufirma namens Suppo macht für erstaunlich wenig Kohle erstaunlich funktionierende Röhrenverstärker:

http://www.suppomodel.com/SUPPO_Audio.html

Die Kästen kommen für 90€ + 55€ Versand, also für insgesamt 145€. Bezahlt werden kann per Paypal. Die Dinger kommt wohlverpackt und der Kontakt ist sowohl nett als auch kulant, wie schon einige wohlbekannte Member des DIYaudio.com-Forums feststellten. Desweiteren waren die guten Herren alle mehr als überrascht vom Klang der Apparate. Es sind Schaltpläne verfügbar und auch ein paar Vorschläge, wie man für ein paar Eier mehr einige gute Modifikationen daran ausführen kann. (hier ist der Thread)

Es ist natürlich nicht top-of-the-line, aber sie sind anständig verarbeitet, benutzen keine widerlich schlechten Komponenten und sind sicher eine um Welten bessere Wahl als der scheiß Tansistoramp vom Discounter um den selben Preis, auf dem aber eine Stange mehr Gewinnmarge steht. Als solche darf man sie mit Fug und Recht als echten Geheimtipp empfehlen.

Bau eines endgültigen Röhrenverstärkers – Vergießen von Koppelkondensatoren

Posted in Angewandte Wissenschaft, Röhrenverstärker, smile and look alive on 17. Dezember 2009 by Herr Grau

Ich habe hier bereits einen Abschnitt über Koppelkondensatoren geschrieben. Da sie direkt im Signalweg liegen, ist ihre Qualität nicht unbedeutend. Sie hat direkten Einfluss auf den Klang eines Verstärkers und wollen daher mit Bedacht gewählt werden. Zwar gilt Teflon als das beste Dielektrikum für diese Anwendung, doch nimmt den knappen zweiten Platz bereits Polystyrol ein. Von Oppermann Electronics habe ich mir 40stk 47nF Styrolflex-Kondensatoren für insgesamt nur 10,60€ besorgt. Da ich allerdings 250nF brauche, war es nötig, jeweils fünf parallel zu schalten und zu vergießen. Mit 1,325€ für eine Fünfereinheit war der Preis ein starkes Argument, kosten doch bei momentanem Kurs Teflonkondensatoren gut das Zehnfache und mehr.

Als Behältnis dienen Abschnitte einer Papprolle, auf der Alufolie aufgewickelt war (die sind erstaunlich schwer in gerade Stücke zu zersägen!). Vergussmaterial ist reines Bienenwachs, das im Moment in jedem größeren Supermarkt in Kerzenform erhältlich ist. Preis für das Wachs für acht Kondensatoren: 2,50€. Es hat den Vorteil, völlig ungiftig, verfügbar, gut zu verarbeiten und hervoragend isolierend zu sein. „Cera Flava“, wie Bienenwachs wissenschaftlich heißt, wird schon sehr lange mit gutem Erfolg in der Elektrotechnik eingesetzt. Geschmolzen habe ich das ganze  in einem kleinen Tiegel aus Alufolie im Wasserbad. Die untere Seite der Papprohre wurde mit einem Stück Karton versiegelt.

Alles in allem kam das ganze auf 1,64€ pro Koppelkondensator aus. Schnäppchen, würde ich behaupten.

Bilder:

Diese Anordnung erinnerte mich an die nuklearen Sprengköpfe, die ich auf Fotos gesehen habe… Irgendwie hat das was.

Den Wachs zu granulieren beschleunigt das Schmelzen

Leere Flaschen bieten sich als Kondensatorbecherhalter an

Bienenwachs schmilzt bei etwas über 60°. Er beschädigt daher die Bauteile nicht und härtet schnell aus. Dazu riecht er auch noch gut.

DIY – Röhrenverstärker für Anfänger durchgeplant

Posted in Angewandte Wissenschaft, Röhrenverstärker, smile and look alive on 12. Dezember 2009 by Herr Grau

Im Progress meines laufenden Verstärkerbaus habe ich auch einen Verstärker komplett geplant, der meine Grundkriterien (Röhrengleichrichter, KT88) erfüllt, allerdings ein Single Ended-Projekt ist. Da von einer KT88 getrieben, dürfte er aber für normalen Heimbedarf immer noch ausreichend Kraft mitbringen. Es handelt sich um die Schaltung von Mikael Abdellah, leicht abgewandelt von Alex Gendrano (Projekt), die für 385€ realisierbar ist (eigentlich sogar noch viel weniger, wenn man noch günstigere Widerstände und Kondensatoren wählt) und als sehr gut gilt.

Da es sich für Anfänger (extrem wenige Bauteile) und Kostenbewusste ziemlich ideal eignen würde, habe ich die Kanten ein bisschen rundgeschliffen und stelle im Folgenden eine vollständige Tabellenkalkulation über die benötigten Bauteile, Kosten und Distributoren zur Verfügung.

Download: XLS-Format

Schaltbilder: Verstärker und Stromversorgung

Achtung: Der 5H-Choke im Verstärkerschaltbild wird, um bessere Stabilität zu gewährleisten (und nebenbei viel Schotter zu sparen), durch einen 100R 5W-Widerstand ersetzt. Die Stromversorgung muss nur einmal gebaut werden, der Verstärker natürlich zweimal (einmal pro Kanal). Die beiden Kanäle teilen sich in der Vorstufe eine Doppeltriode. Damit das ganze so günstig wie möglich bleibt, habe ich bei meiner Kalkulation auf eine Aufteilung in Monoblöcke verzichtet. Ich habe bei der Auswahl der Bauteile versucht, einen guten Kompromiss zwischen Qualität und Kosten zu finden; die Bauteilwahl ist daher als Empfehlungen zu vertehen und kann selbstverständlich geändert werden. Das betrifft insbesondere die Ausgangsübertrager (Info Übertrager & Bauteile). Lautstärkeregler und Eingangswahlschalter habe ich nicht mit einkalkuliert. Ebenfalls sind Lötleisten und Gehäuse nicht enthalten.

Und natürlich:

OBACHT! Die Spannungen in einem Röhrenverstärker sind sehr hoch und können auch gut mal lebensgefährlich sein. Wer also keine Ahnung davon hat, wie man nicht in angeschlossene Geräte fasst, sollte sich davon dann doch fernhalten. Kondensatoren führen auch nach der Trennung vom Netz noch Strom!

Ich hafte nicht für Schäden.